ÖV-Güteklassen
Die ÖV-Güteklassen zeigen die Attraktivität von öffentlichen Verkehrsmitteln in einem ausgewählten Gebiet.
1. Erklärung
ÖV-Güteklassen, auch bekannt als Qualitätsklassen öffentlicher Verkehrsmittel, sind ein Klassifizierungssystem zur Bewertung und Kategorisierung der Qualität von öffentlichen Verkehrsmitteln in einem bestimmten Gebiet. Das Konzept wird verwendet, um öffentliche Verkehrsdienste zu planen und zu bewerten, damit sie bestimmten Standards entsprechen und die Bedürfnisse der Bevölkerung erfüllen. Die Güteklassen reichen dabei von A (sehr gutes Angebot) bis F (sehr schlechtes Angebot).
Die Berechnung der ÖV-Güteklassen ist nur für Gebiete verfügbar, in denen das Verkehrsnetz in GOAT integriert ist.
Falls Sie eine Analyse außerhalb dieses Geofence durchführen müssen, kontaktieren Sie bitte den Support und wir prüfen, was möglich ist.
2. Anwendungsbeispiele
- Wie gut ist das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln in verschiedenen Teilen der Stadt?
- Wie viele Menschen sind unterversorgt mit öffentlichen Verkehrsmitteln? Wo besteht Bedarf an weiteren Angeboten?
- Wie unterscheidet sich die Qualität der öffentlichen Verkehrsmittel zu verschiedenen Zeiten der Woche und des Tages?
3. Verwendung des Indikators
Werkzeuge
. Erreichbarkeitsindikatoren
auf ÖV-Güteklassen
. Dadurch wird das Einstellungsmenü geöffnet.Berechnungszeit
Tag
, die Startzeit
und die Endzeit
, für die Sie die Analyse durchführen möchten.Referenzlayer
Referenzlayer
aus, für den Sie den Indikator berechnen möchten. Dies kann jeder Polygon-Feature-Layer sein.Ausführen
. Dies startet die Berechnung der ÖV-Güteklassen für das ausgewählte Gebiet.Je nach Größe des ausgewählten Gebiets kann die Berechnung einige Minuten dauern. Die Statusleiste zeigt den aktuellen Fortschritt an.
Ergebnisse
4. Technische Details
Wissenschaftlicher Hintergrund
Die Qualität und Häufigkeit von Verkehrsangeboten ist ein entscheidender Indikator in der öffentlichen Verkehrspolitik und Raumplanung. Er kann verwendet werden, um Defizite im Verkehrsangebot aufzuzeigen und gut versorgte Standorte als attraktive Entwicklungsgebiete zu identifizieren. Der Ansatz der ÖV-Güteklassen ist methodisch überlegen gegenüber den üblichen Einzugsgebieten. 2011 begann das Schweizer Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) mit der Nutzung des Indikators ÖV-Güteklassen, um die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs in die Bewertung der Entwicklungsqualität einzubeziehen; seitdem werden diese als wichtiges Instrument in formellen Planungsprozessen in der Schweiz betrachtet. Zudem diente das Schweizer Modell als Inspiration für die Anwendung in Österreich (z.B. Vorarlberg) und findet erste Anwendungen in Deutschland (z.B. durch KCW und Agora Verkehrswende).
Die Institutionalisierung des Indikators im deutschsprachigen Raum sowie die nachvollziehbare und zugleich differenzierte Berechnungsmethodik sind wichtige Vorteile der ÖV-Güteklassen.
Berechnung
In der Schweizer Version des Indikators wird die Berechnung der Güteklassen üblicherweise für Abfahrten an Werktagen zwischen 6 Uhr und 20 Uhr durchgeführt. Für die Nutzung in GOAT wurde der Berechnungszeitraum flexibler gestaltet, sodass der Indikator für jeden Wochentag und jede Tageszeit berechnet werden kann. Zudem wurde der Indikator an die Bedingungen in Deutschland angepasst.
Die Berechnungen basieren auf GTFS-Daten (siehe Eingebaute Datensätze). Zunächst wird die Anzahl der Abfahrten pro Verkehrsmittel (Zug, U-Bahn, Straßenbahn und Bus) für jede Station dynamisch berechnet. Die Summe der Abfahrten wird durch zwei geteilt, um die Frequenz zu berechnen und die Hin- und Rückrichtungen zu eliminieren. Im nächsten Schritt wird die durchschnittliche Frequenz für das ausgewählte Zeitfenster berechnet. Das höherwertige Angebot wird als Art der Haltestelle ausgewählt, falls mehrere Verkehrsmittel die Haltestelle bedienen. Zum Beispiel ist bei Bussen und Zügen der Zug der höherwertige Service. Mithilfe der unten stehenden Tabelle sowie der Art der Haltestelle und der Frequenz kann nun die Haltestellenkategorie bestimmt werden.
Anschließend werden Puffer der angegebenen Größe für die entsprechenden Haltestellenkategorien berechnet. Dadurch entstehen mehrere Puffer, die zusammengeführt werden. Bei überlappenden Puffern wird die höherwertige Klasse verwendet.
Visualisierung
Die erstellten Puffer werden um die Haltestellen in den entsprechenden Farben visualisiert, um die Güteklasse (A-F) hervorzuheben.
5. Weitere Lektüre
Beispielprojekte, in denen ÖV-Güteklassen verwendet wurden:
- Erreichbarkeitsanalysen für die Projekte "Mobilitätsgarantie" und "ÖPNV-Atlas"
- Berechnung der ÖV-Güteklassen in Österreich
- Berechnung der ÖV-Güteklassen in Deutschland
6. Referenzen
Bundesamt für Raumentwicklung ARE, 2022. ÖV-Güteklassen Berechnungsmethodik ARE (Grundlagenbericht).
Hiess, H., 2017. Entwicklung eines Umsetzungskonzeptes für österreichweite ÖV-Güteklassen.
metron, 2017. Bedienungsqualität und Erschließungsgüte im Öffentlichen Verkehr.
Shkurti, Majk, 2022. "Spatio-temporal public transport accessibility analysis and benchmarking in an interactive WebGIS". url: https://www.researchgate.net/publication/365790691_Spatio-temporal_public_transport_accessibility_analysis_and_benchmarking_in_an_interactive_WebGIS